Westklang-Töne in der Villa Jühling

Wer hätte es gedacht, dass es möglich sein wird? Nach über zwei Jahren Pandemie, gerade erst wiederaufgenommenen Proben außerhalb des eigenen Wohnzimmers, dürfen wir doch endlich wieder unser Probewochenende gemeinsam antreten.

Frisch getestet ging es auf nach Halle an der Saale in die schöne Villa Jühling. Aufgeregt und nervös (so viele Menschen gleichzeitig war man fast nicht mehr gewöhnt) trafen wir am 4. Februar in dem liebevoll geführten evangelischen Bildungs- und Projektzentrum am Rande von Halle ein. In kleinerer Besetzung als gewohnt (immerhin 20 Westklänge konnten teilnehmen) bezogen wir die Zimmer und ließen uns die frisch gekochte Pastinaken-Suppe schmecken. Dann ging es auch schon gestärkt ans Werk:

Nach langer Zeit Zwangspause und vornehmlich online-Proben über Zoom, galt es unser bisheriges Repertoire aufzufrischen und unsere gemeinsame Westklangstimme wiederzufinden. Schließlich warten dieses Jahr einige musikalische Höhepunkte auf uns: Das Deutsche Chorfest in Leipzig Ende Mai und unser Jubiläumskonzert im November (und hoffentlich viele Auftritte mehr).

Auch der Spaß kam nicht zu kurz: Kaminfeuer, Geburtstagsständchen, Kuchenüberraschungen, Tanzen im Disco-Licht und lange Gespräche ließen uns wieder aufleben und gaben uns die nötige Energie für die folgenden Tage, vollgepackt mit singen, singen und nochmals singen. Die Sonne verwöhnte uns mit viel Vitamin D und auch die frisch zubereiteten, sehr leckeren Mahlzeiten ließen unsere Lebensgeister wahre Purzelbäume schlagen.

Voller Elan wagten wir uns an den schon fast vergessenen „The Garden“ (von Bobby McFerrin & Roger Treece, arr. von Oliver Gies) und ließen den Dschungel in Mitteldeutschland auferstehen. Auch alte „Westklang-Klassiker“ wie „Du hast n Freund in mir“ (nach Randy Newman, arr. von Oliver Gies), „Lean on me“ (Bill Withers, arr. von Karin Grabein) und unser Lockdown-Hit „When you’re smiling“ (L Shay & J. Goodwinn, arr. von Karin Grabein) kamen nicht zu kurz.

Am Sonntag konnten wir mit geölten Stimmen, relevantem Schlafdefizit und dem guten Gefühl, richtig was geschafft zu haben, säuselnd und summend die Rückfahrt gen Leipzig und Heimat antreten.

Text: Marie-Luise Wittwar;
Fotos: Mirjam Müller, Marie-Luise Wittwar

Wir sind Westklang!

Da ist es nun: Unser erstes professionelles Video.

Nur für uns, von uns, über uns. Wir können es noch gar nicht fassen und freuen uns schon riesig auf den Moment der öffentlichen Premiere, wenn wir unser Lied endlich auch unserem Publikum live präsentieren dürfen. Spätestens zum Deutschen Chorfest in Leipzig soll es sein. Bis dahin hält uns das Video bei Laune. Wir hoffen sehr, dass es auch Dir gefällt. Schau doch mal rein!

Ohne Förderung hätten wir die kleinen und großen Schritte bis zur Fertigstellung in dieser Form keinesfalls stemmen können. Im Rahmen des Förderprogrammes NEUSTART AMATEURMUSIK zur Erhaltung und Wiederbelebung der Amateurmusik in Pandemiezeiten, das der Bundesmusikverband Chor & Orchester (BMCO), der Dachverband der Amateurmusik, und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) gemeinsam erarbeitet hat, bekamen wir die finanziellen Möglichkeiten, unsere eigene „Chorhymne“ von der Idee über Text, Ton und Video professionell zu verwirklichen.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei:

* Karin Grabein (Chorleitung), die diese fantastische Idee für einen eigenen Westklang-Song hatte und uns damit aus dem Corona-Sumpf zurück ins Chorleben holte,
* Oliver Gies (Komposition), der aus unseren vier Textentwürfen aus jeder Stimmgruppe die musikalische Seele unseres Chores in diesen Song packte,
* Christopher Peyerl und Kevin Podehl von „überwelle productions“ (Tonaufnahmen), die uns in den Leipziger „Off The Road Studios“ mit viel Geduld und starken Nerven betreuten,
* Johannes Jäck (Mixing),
* Bill Hare (Mastering),
* Philip Wieneke und Sebastian von „Made for Failure“ (Videoproduktion), die uns mit ihrer Kamera nach Drehbuch begleiteten, mit viel Gelassenheit die wichtigen Momente gekonnt einfingen und uns zur Musik perfekt in Szene setzten.

Text: Karen Arnold

„Wir fühl’n uns so Westklang!“ – Ein Neustart

oder
Unser Weg vom „Homechoring“ zu Studioaufnahmen mit Videodreh und unserem eigenen Song by Westklang

Boah, sind wir stolz! Auf unser eigenes Chorlied, das wir selbst getextet und für die professionelle Umsetzung sowohl das Arrangement als auch das Tonstudio in kürzester Zeit organisiert haben. Sogar ein Musikvideo wurde gedreht, für das wir selbst ein Drehbuch schrieben. Doch ohne entsprechende Unterstützung hätten wir dieses Projekt in dieser Form keinesfalls allein stemmen können. Und so begann es…

Überspringen wir mal unsere Versuche, trotz Lockdowns, zusammen zu singen und irgendwie unser Gemeinschaftsgefühl aufrecht zu erhalten. Wie jeder andere Chor zoomten und skypten wir in heimischen Gefilden und stießen doch immer wieder an technische Grenzen. Und auch wir bastelten ein „Lockdown“-Video in unseren Wohnzimmern. Das Ergebnis ließ sich hören und sehen. Doch wie sollte es weiter gehen mit 60 Hobbysänger und -sängerinnen durch Zimmer- und Häuserwände getrennt? Wie wäre es damit, die Zeit zu nutzen, einen eigenen Song zu schreiben, über uns, eine Westklanghymne?

Zeitgleich startete der Bewerbungsaufruf des Bundesmusikverbands Chor & Orchester. Dieser rief ein Förderprogramm unter dem Titel „Neustart Amateurmusik“ ins Leben, um auch den Amateurprojekten in der Pandemie Perspektiven und einen Motivationsschub zu ermöglichen. Wir bewarben uns mit unserer Idee zu einer eigenen „Chorhymne“ und haben die Auswahljury mit unserer Planung dafür überzeugt. Wenig später bekamen wir den Zuschlag zur Förderung des Projektes. Die Freude war riesengroß, denn die Zusage brachte uns die benötigte finanzielle Unterstützung.

Nun konnten wir uns einen lange gehegten Traum erfüllen und unsere Ideen über Textfassung, musikalischer Vertonung bis hin zur Studioeinspielung und Videoproduktion – diesmal ganz professionell – umsetzen. Allein das Zeitfenster war eng. Sehr eng.

Glücklicherweise fanden wir in Oliver Gies einen sehr bekannten Komponisten/ Arrangeur aus der Jazz- und Popchor-Szene, der schon öfter mit und für Karin, unsere Tonangeberin, Stücke arrangiert bzw. komponiert hat. Aus den vier Textentwürfen aus jeder Stimmgruppe packte Oliver Gies die musikalische Seele unseres Chores in diesen Song und schon war sie geboren: unsere Westklanghymne.

Und dann ging es erst richtig los: endlich durften wir wieder zusammen singen und bekamen so die Möglichkeit, unseren Traum in die Realität umzusetzen.

Die zweite Stufe zündet

Mit den Leipziger „Off The Road Studios“ fanden wir ein Tonstudio, das sowohl technisch unsere Erwartungen übertraf, als auch atmosphärisch zu uns passte. Doch bis wir diese Studioluft schnuppern durften, war noch richtig viel zu tun. Und ja, das Zeitfenster war ziemlich knapp bemessen, aber wir nehmen jede Herausforderung sportlich und legten uns nochmal richtig ins Zeug. Wir probten zweimal wöchentlich, klangen, tönten und säuselten an einem intensiven Probewochenende in unseren Leipziger Probenräumen und nutzten jede freie Minute für das Üben mit unseren Übungstracks (Danke Karin!). Manche von uns träumten vom Text „grüner Auwald, blauer Cossi“. Andere summten weitere Passagen im Schlaf. Wir fühlten uns so Westklang. Und wir fühlten uns fit und freuten uns aufs Tonstudio. Aber da war doch noch etwas?

Im ganzen Probentrubel hatten wir fast die Videoaufnahmen vergessen. Doch wir wären nicht Westklang, wenn wir auch das nicht so kurzfristig aus dem Boden gestampft hätten: Nach gefühlten kurzen drei Tagen Drehbuch schreiben, Kontakte ausfindig machen und Logistik koordinieren, ließen sich die Filmprofis Philip Wieneke und Sebastian Köhler neugierig auf dieses kurzfristige Projekt ein.

Eine letzte Generalprobe in den „Off The Roads Studios“ war der Auftakt zu einem äußerst intensiven Projektwochenende: Tonaufnahmen jeder einzelnen der vier Stimmgruppen und Videodreh, und das alles an nur zwei Tagen.

Jeder von uns tauchte an diesen zwei Tagen ab in unser ganz eigenes Westklang-Universum. Vergessen war der Haushalt, die heimischen und beruflichen Pflichten und Aufgaben: einfach nur noch *unsere* Musik! Das war nicht immer einfach. Es verlangte viel Geduld, Konzentration und gute Laune, um am Ball zu bleiben und den roten Faden nicht zu verlieren. Es war komisch, sich selber über Kopfhörer zu hören; viele von uns standen das erste Mal in einem Tonstudio. Auf einmal zählte jeder Fehler, verstecken hinter den anderen konnte man sich nicht mehr. Doch nach der anfänglichen Anspannung kam der Spaß und der Groove zurück. Dies hatten wir vor allem unseren gelassenen und motivierten Tonspezialisten Marzi und Kevin zu verdanken, die nicht nur gute Tipps gaben, sondern uns auch mit ausreichend Tee versorgten.

Und wie das eben so ist im Künstlerleben: erstens kommt alles anders und zweitens als man denkt: Die Arbeit im Tonstudio dauerte doch länger als geplant, so dass die Video-Crew spontan den Ablauf für den Dreh umplanen musste. Aber im Salz liegt ja die Würze und wir wurden mit ausreichend Sonnenschein und wunderschönen Herbstfarben belohnt. Wir radelten durchs Bild, sangen auf der Könneritzbrücke, schaukelten in den Himmel und hatten einfach eine Menge Spaß.

„Wir sind Westklang“ war im Kasten.

Hier gilt ein großer Dank an unsere Karin, die es immer vermochte, ein Lachen aus uns herauszukitzeln, uns die Anspannung zu nehmen und mit viel Energie und Elan den gleichen Takt zum 100. Mal mit uns einzuproben. Wir sind eben keine Profis, aber fühlten uns ein wenig als solche.

Danke ans Tonstudio, insbesondere an Marzi (Christopher Peyerl) und Kevin, die uns mit viel Geduld und starken Nerven betreuten.

Danke an die Jungs hinter der Kamera: Philip und Sebastian, die mit viel Gelassenheit die wichtigen Momente gekonnt einfingen.

Und lieber Westklang-Vorstand: ohne euch wäre das Projekt gar nicht erst zustande gekommen. Leise und unbemerkt wirkt ihr im Hintergrund und macht überhaupt alles erst möglich. Ihr seid wahre Dompteure, Diplomaten und Seelentröster: Danke für die viele Arbeit.

Und zu guter Letzt: danke an alle Sängerinnen und Sänger. Danke, dass ihr nicht vergessen habt, immer mal tief durchzuatmen, auch mal zu lächeln und den Humor bei Allem nie verloren habt.

Und auch wenn es anstrengend war, gab uns diese intensive Zeit wieder das Gemeinschaftsgefühl zurück, das wir während des Lockdowns so sehr vermisst hatten. Allein schon deswegen hat sich das Projekt mehr als gelohnt.

„Wir sind Westklang“!

Text: Kerstin Langwagen, Marie-Luise Wittwar, Karen Arnold;
Fotos: „Made for Failure“

Chansons in F-Moll. Teil 2.

Am 29. September war es nun soweit:

  • Das erste Mal treten wir im ehrwürdigen Gewandhaus auf.
  • Das erste Mal stehen wir als Backgroundchor für eine Band auf der Bühne.
  • Das erste Mal haben wir eine eigene Künstlergarderobe.
  • Das erste Mal durchlaufen wir einen Soundcheck.

Das war bisher für unsere Konzerte nicht notwendig, denn wir sangen an Orten, wo die Straßenbahn durch den Song fährt, das Stimmengewirr im Weihnachtstrubel nicht abebbt oder die Akustik eines Kirchenschiffes keiner weiteren Verstärkung bedurfte.

Foto @Marek Ullrich

Da standen wir nun auf der Bühne vor einem ausverkauften Saal, geblendet vom gleißenden Scheinwerferlicht. Man sah nicht viel bis auf die ersten Stuhlreihen und spürte dennoch die Erwartung, die sphärisch aufstieg, als wir von dem Sänger Sebastian Thon angekündigt wurden. Und dann war es plötzlich weg – das Lampenfieber, und wir hatten Freude und Spaß am gemeinsamen musikalischen Finden und Verschmelzen.

 

Foto @Marek Ullrich

Es war ein magischer Moment als die letzten Töne des Cellos zum letzten Song des Abends „Wo sind die Clowns“ hauchzart entschwunden sind. Diese Adaption aus dem Musical „A Little Night Music“ von 1973, vielen bekannt durch die Coverversion von Katja Ebstein, wie auch die Eigenkomposition von Casino Fatale „Das Leben in F-Moll“ wurden von uns gesanglich begleitet. Mit dieser alles verbindenden Leidenschaft und der Begeisterung der Darbietung war es auch nicht verwunderlich, dass wir zum ersten Mal die Bühne mit Standing Ovations verließen.

 

Foto @Sergey Sivushkin

Erfüllt von großer Dankbarkeit und Glückseligkeit ließen wir den großartigen Abend im Barcelona ausklingen.

Wir danken Euch, Casino Fatale, für das grandiose Erlebnis und für Euer Vertrauen in uns.

Und für alle, die diesen Abend verpasst haben: Es wird nicht beim ersten Mal bleiben.

Text: Kerstin Langwagen; Fotos: Marek Ullrich, Sergey Sivushkin

Chansons in F-Moll. Teil 1.

Ende Juni.

„Ich kann Euch nicht sagen, wo es hingeht, aber wer Lust hat, etwas Neues auszuprobieren, trage sich bitte in die Liste ein. Ich habe da eine Anfrage erhalten “, meinte unsere Chorleiterin Karin Grabein. Ihre Augen leuchteten voller Neugierde und entfachte spontan bei 13 Chormitgliedern ein Feuer, sich gemeinsam auf eine ungewöhnliche Gesangsreise zu begeben. Zum ersten Mal probieren wir uns als Backgroundchor für die Band CASINO FATALE.

Die Leipziger Combo, bestehend aus dem Sänger Sebastian Thon, der Pianistin Lana Goretska und dem Cellisten Luciano Antonio Barraza, bringt bekannte Chansons und neoklassische Eigenkompositionen zu Gehör. Sie sind uns nicht ganz unbekannt, nutzen sie doch – wie wir auch – die Plagwitzer Heilandskirche als Probenort.

Mitte Juli

Das erste Arrangement steht. Für zwei Lieder aus dem Programm der Band arrangiert Karin Grabein die Stimmen für die Chorbegleitung. Wir hören es und sind begeistert.

Mitte August.

Das zweite Arrangement ist nun fertig. Die Nervosität wird fühlbar. Ist das nicht doch eine Nummer zu groß für uns? Zudem sind Ferien und die Reihen bei den Proben merklich ausgedünnt. Doch das Vertrauen und die Zuversicht von Karin ist unerschütterlich.

Anfang September.

Die Urlaubszeit ist zu Ende. Alle sind wieder da, und wir starten mit neuen Kräften. Nichts muss, alles kann – so lautet das Motto unserer Chorleiterin. Auftritt vielleicht am 29. September 2021. Nicht irgendwo, sondern im Mendelssohn-Saal des Gewandhauses zu Leipzig im Rahmen des Kooperationsprojektes „Leipzig klingt weiter“. Das erscheint uns sehr ambitioniert nach der langen analogen Zwangspause. Und dennoch ist es genau dieses Ziel, was uns momentan antreibt. Zusätzliche Proben, Hausaufgaben und dann das ungewohnte Singen in ganz kleiner Besetzung. Da ist plötzlich keine große Stimmgruppe mehr hinter und vor einem, die die eigenen kleinen Unsicherheiten generös und kraftvoll ausgleicht.

Mitte September.

Die Spannung steigt von Probe zu Probe. Wie wird es sein, wenn wir das erste Mal aufeinander treffen? Soviel können wir verraten: Die gemeinsame Probe mit CASINO FATALE war Gänsehaut pur und ganz großes Kino.

Wir freuen uns riesig, am 29. September 2021 wieder live auf der Bühne zu stehen. Lampenfieber garantiert. Seid doch einfach dabei! Hier gibt es noch wenige Restkarten?

Text: Kerstin Langwagen