Toujours l’amour oder von der Kraft der Musik und der Freundschaft: Westklang lädt ein – die zweite

Das Desaster schien unaufhaltsam: Die Töne in der letzten Probe vor dem Konzert knapp daneben, die Einsätze nicht minder, die Bässe verunsichert, Chorleiterin Diana verzweifelt und auf einem Ohr taub. Die Freunde verreisten über das lange Wochenende lieber und tranken Bier statt als treuer Fan Konzertkarten zu kaufen.

Doch dann… bämm!! Ausverkaufte Hütte und brillanter Gesang (von ‚magischen Momenten‘ war später die Rede), ganz Westklang gefühlt und neue (französische) Freunde gefunden.

Mais tour à tour:

Die Himmelfahrtstage warfen lange Schatten voraus.
Angespannte Vorfreude, Buffetlisten und Plakataushänge, intensive Mailwechsel und Vokabeln pauken – Vorhang auf für die zweite Runde unseres Projekts „Westklang lädt ein“! Mit Spannung erwartet: Unsere Gäste, der Chor Jazzpirine Effervescent aus Leipzigs Partnerstadt Lyon.

Nach großem Helau und Bienvenue am Leipziger Hauptbahnhof zogen die Weitgereisten zu ihren Chor-Gastfamilien, bevor sich am Himmelfahrtstag dann alle zum Beschnuppern, Schlemmen und gemeinsamen Proben trafen. Die gemeinsame Arbeitssprache Englisch funktionierte entgegen aller Klischees super, zwischendurch wurde munter auf französisch, deutsch und musikalisch parliert. Und sofort entspann sich ein ganz wunderbares Miteinander, der Charme und die Herzlichkeit unserer Gäste ließen alle Sprachbarrieren dahinschmelzen und fanden ihren Widerhall im gemeinsamen Gesang.

In den Tagen und Stunden vor unserem großen Konzert in der Alten Handelsbörse durften unsere Gäste, begleitet durch das Leipziger Referat für Internationale Zusammenarbeit, exklusiv den Rathausturm besteigen und neben schönstem Sonnenschein und grünem Auwald auch eine Stadtführung mit der Deutsch-Französischen Gesellschaft genießen. Savoir vivre eben, während Westklang nochmal ran musste an die Noten.

Saturday Night schließlich, et voilà: Vor vollem Saal entzückte Jazzpirine mit dem Programm „Im nächsten Jahr singen wir keine Liebeslieder“ das Publikum von Beginn an mit seinen vielfältigen Chansons d’amour, die virtuos vom Chorleiter Martin Berlioux mit einem leisen Lächeln am Flügel begleitet wurden. Zweisprachige charmante Moderationen führten die Zuschauer*innen durch die Arrangements, mal schlicht, mal verspielt. Besonders eindrücklich ein von Martin Berlioux selbst komponierter französischer Song, dazu die Interpretation von Brechts Mackie Messer und als Finale Britney Spears „Baby One More Time“, mit dem Jazzpirine den Saal zum Kochen brachte.
In die Pause ging es dann als gemeinsames Tribut beider Chöre an unser charmantes Nachbarland mit dem Chanson-Klassiker „Sous le ciel de Paris“, Schunkeln inklusive.

Die Westklang-Hymne leitete mit für Fans vertrauten Tönen den zweiten Konzert-Part ein. Premiere endlich für „In my life“ von den Beatles, bei dessen Emotionalität in dem Proben nicht wenige Tränen geflossen waren. Auch ein erstes Mal getan: Westklang mit Choreographie aus Moves und Freeze zum Zappelhit „Keep moving“, der mit der Begleitung von Beatbox-Elmar richtig Bock auf Tanzen machte – mindestens unsere französischen Gäste, die uns soo gut supporteten, hielt es nicht mehr auf den Stühlen. Höhepunkt mal wieder: Bohemian Rhapsody – ekstatisch, ausufernd, episch.

Zum Finale brachten beide Chöre zusammen die Essenz der gemeinsam verlebten Tage auf die Bühne. Und was hätte besser gepasst als „Du hast’n Freund in mir“ (dreisprachig natürlich) und „Lean on me“ mit zwei großartigen Solistinnen und dem Klang des Publikums. Das Schönste daran: Diese Freundschaft miteinander zu fühlen und zu zelebrieren!

„Wir wussten von Bach, Mendelssohn und Goethe.. aber nach diesen Tagen hier ist Leipzig für uns nun die Stadt von Westklang.“ – Kaum ein schöneres Kompliment hätten uns Jazzpirine machen können und ja – irgendwie haben sich unsere Seelen in der Musik gefunden und miteinander verbunden.

Alors on danse – die Nacht war noch lang, denn nach dem Konzert ist vor der Party und die Tanzfläche wurde betanzt, bis der DJ ging, egal ob zu „Natalie“, „Macarena“ oder (once again) Queen und Britney Spears.

Merci, Jazzpirine, für Euren Besuch und Euer Herz – et à bientôt à Lyon!

Text: Conny Donath

Westklang lädt ein: Jazzprine Effervescent aus Lyon

Am 11. Mai um 20 Uhr geben Westklang und Jazzprine Effervescent aus Lyon ein gemeinsames Konzert in der Alten Handelsbörse am Naschmarkt 2.

Als zweiter Chor einer Leipziger Partnerstadt folgen die Lyoner unserer musikalischen Einladung: Bienvenue Jazzprine Effervescent!

Gemeinsam wollen wir euch einen satten Konzertabend kredenzen: Französisch, Deutsch, Englisch, Italienisch, Jazz, Pop, Rhythmus, Melancholie, Harmonien und mehr. Zwei Chöre, ein fulminantes Klangerlebnis und geteilte Freude.

Tickets für das Konzert (18€/15€) könnt ihr über diesen Link bestellen.

Wir sind sehr dankbar, dass das Projekt vom Deutsch-Französischen Bürgerfonds gefördert und von der Deutsch-Französischen Gesellschaft in Leipzig unterstützt wird.

Wir freuen uns auf Dich und fühlen uns schon ganz Westklang!
À tout à l’heure!

Text: Jakob Freese

Probenwochenende in Leipzig

Oder: Von der Sehnsucht nach dem blauen Cossi und einem charmanten Sommercafé am grünen Auwald

Die Stadt glühte im herrlichsten Spätsommer und wir schwitzten – nur zwei Wochen vor unserem großen Jubiläumskonzert – ein Proben-Wochenende lang im wunderschönen Hexenhäuschen der Nachbarschaftsschule. Es galt, nach langen Urlaubswochen das Repertoire wieder hervorzuholen und mit neuem Schwung und einigen Solo-Eskapaden zu versehen, zugleich aber auch zwei brandneue Songs in Premierenform zu verwandeln.

Die konzentrierte Freitagabend-Probe bot Energie und Spannung und als Pausenhighlight Pizza für alle – Ihr dürft gespannt sein, welcher Hit aus Bella Italia eine Sopranistin zu dieser kulinarischen Großtat inspirierte (kommt zum Konzert!). Zum Ausklang ein Sekt und ein Juchheissa auf eine frisch vermählte Altistin – möge der Ehebund so kraftvoll sein wie das gesungene Wunschlied.

Harte Arbeit an Ton und Tempo zog sich durch das Wochenende: Wir hielten uns (im Wortsinne) die Bäuche und überließen uns zwar widerstrebend, aber doch vollständig dem nervösen Tickern des Metronoms, um der steten Verlangsamung zu entkommen. Nach einigen Zweifeln dann die Erkenntnis: Es ist alles eine Frage des Bewusstseins! (Danke, Maja! :))

Frisch gestärkt mit Eiern und Eis radelten wir in Kolonne zum samstagnachmittäglichen Sommercafé der Bethanienkirche. Im Schatten des kühlenden, in unserer Chorhymne so liebevoll besungenen grünen Auwalds, schmetterten wir eben diese ins wohlwollende Publikum – der kleine Auftritt bot uns die Chance für Heimspiel wie charmantes Stelldichein. Ab und an holperte es noch, doch die Energie stimmte und der Spaß am Singen ging nahtlos in Applaus und den Genuss von Erdbeertorte und Limo über.

Die Gewissheit, dass das Repertoire sitzt, gab in den verbleibenden Sonntagsstunden Raum für das Feilen an den neuen Songs: Die Soli gewannen an Form und Farbe, die Männerquinten (von Diana liebevoll als „kleine Bitches“ tituliert) mit jedem Durchlauf an Sauberkeit. Doch immer wieder holte uns der Kampf gegen das kollektive tonale Absacken ein. Unsere Chorchefin veranlasste dies schon zum Frühstück zu Fachdiskursen mit Kollegen. Die überraschende Wende gelang uns dann in allerletzter Sekunde und war eine Tortur für die Wangenmuskulatur, aber: Die Tonart war am Ende des Stückes tatsächlich die gleiche wie am Anfang – we nailed it!

Applaus und Ende und endlich: Mit dem einen oder anderen Ohrwurm abkühlen und eintauchen in den wunderbar blauen Cossi!

Und wenn ihr uns erleben wollt, dann kommt doch zu unserem Jubiläumskonzert: Am 23. September, ab 19:30 Uhr, Alte Handelsbörse Leipzig. Hier gibt’s noch die letzten Tickets.

Oder gern schon diesen Samstag, 16. September, ab 20:50 Uhr im Budde-Haus („Nachmittag und Nacht der Chöre“).

Text: Conny Donath

Into the West(klang)!

Auf zu unserem Jubiläumskonzert, auf zu einem richtigen Gig, vor ausverkauftem Haus, in Frankfurt am Main!
Wir nehmen euch mit auf unsere erste große Reise als Westklang:

  

Die größte und fröhlichste Gruppe am Leipziger Hauptbahnhof an diesem Freitagnachmittag waren definitiv wir. Und so ließ auch das Knallen der ersten Sektkorken in Wagen 31 nicht lange auf sich warten. Ein paar fühlten sich zwar noch dem Kräutertee verpflichtet, um ihre Stimme bis Samstag salonfähig zu kriegen, aber bei jedem Kilometer stieg auch hier die Sangeslust. Und so wurden irgendwo zwischen Eisenach und Fulda nicht mehr ans Schonen gedacht, sondern die ersten Hits geträllert. Ein paar Mitreisende fanden neben uns noch Platz im Wagen 31 und durften sich mit „When you’re smiling“ ein Lächeln aufs Gesicht zaubern lassen.

Mit nur einer halben Stunde Verspätung und ein paar kurzen Ver(w)irrungen am Frankfurter Hauptbahnhof enterten wir die Jugendherberge direkt am Main und mit bestem Blick auf die Skyline – wow!

Zur Abendprobe dann das Wiedersehen mit den O-Tönen, unserem Frankfurter Partner-Chor. Wiedersehens- und Vorfreude auf das gemeinsame Konzert lagen in der Luft. Ganz im Sinne des Austausches haben einige Mutige im Anschluss die Partymeile in Sachsenhausen – wo sonst – erkundet, um sich musikalisch noch ein bisschen besser auf die Partnerstadt einstellen und nach der Zugfahrt die Beine etwas vertreten und vertanzen zu können.

Mit dem Samstag kam der Frühling! Wen der Jugendherbergs-Filterkaffee noch nicht geweckt hatte, bekam die Augen und Ohren spätestens am Ufer des Mains auf: Ein wahres Blütenmeer, jubilierende Vögel, schnatternde Gänse aller Couleur – der Spaziergang zur Proben-Location war eine Wohltat für die Sinne. Begeistertes Staunen dann auch in der wundervollen Aula des musischen Gymnasiums, die mit viel Raum und Licht das perfekte Setting für den letzten Schliff an unserem Repertoire bot.

Wie die Profis wollen wir nichts über-proben, so dass ein gutes Gefühl und etwas Zeit blieb, um beschwingt über den Flohmarkt am Main zu schlendern oder zu Open-Air-Zumba das letzte bisschen Müdigkeit aus dem Körper zu wackeln.

Den Mittag genossen wir im sonnigen Hinterhof der JuHe. Trotz straff geführtem Küchenregime kamen die meisten an ein wohlverdientes Stück Zitronenkuchen, ehe die meisten dann für einen kurzen Schönheits- und Erholungsschlaf und ein paar Nervöse für eine halbe Stunde verzweifelten Textlernens die Siesta einläuteten.

Am Nachmittag startete der Countdown: Die Diskussionen um die richtigen Farbtöne des Bühnenoutfits (Türkis? Petrol?? Grünblau???) endeten in wohlwollenden Festlegungen, letzte Feinstrumpfhosen wurden gekauft, der blauanmutende Nagellack wurde zum heiß begehrten Wanderpokal.

Zu Fuß, Rad oder U-bahn führten  unsere Wege schließlich in die Brotfabrik, unsere Konzertlocation. Rein ins Gedränge des Backstage-Bereichs mit langsam wachsendem Lampenfieber und auf zu Stellprobe und Soundcheck – wie echte Profis eben.

Die wichtigste Feststellung: „Wir passen (in allen Aufrittskonstellationen und entgegen aller Befürchtungen) zusammen mit den O-Tönen auf die Bühne!“ Die Vibes stimmten und das Kribbeln stieg stetig an.

Die Zeit bis zum Konzertbeginn mümmelten wir uns mit Brezeln auf die Feuertreppe, schauten dem Publikum beim Eintrudeln zu und reichten Lippenstifte und Wimperntusche durch die Reihen.

Und endlich, endlich war es so weit: Unser Auftritt! Kerstin weihte die Frankfurter Gäste in Leipziger Begrifflichkeiten und allerlei Wissenswertes, wie Bärlauch-Pesto und den blauen Cossi ein und wir schmetterten zur Einstimmung unsere Chor-Hymne „Wir sind Westklang“. Das Programm lief, das Publikum ging mit und bei der Uraufführung von „Keep moving“ blieb keiner mehr still stehen – yeah! Die Männer sahen bei „And so it goes“ wie anmoderiert einfach nur gut aus und als grandioses Finale konnten wir unser lang geprobtes und herausforderndes Epos „Bohemian Rhapsody“ erstmals aufführen (und durchstehen!).

Und Leute, wir sahen nicht nur gut aus, sondern hatten echt viel Spaß und bekamen ganz schön viel Applaus! Euphorie und Begeisterung nach dem Abgang, manchmal muss man sich auch mal selbst bejubeln!

Nach der Pause gaben die O-Töne in Rot  und schöne Jazz-Arrangements zum Besten. Mal begleitet vom Flügel, mal mit kraftvoller Solopartie und immer abwechslungsreich.

Fast schon ans Zuhören gewöhnt, waren wir zum krönenden Abschluss des Konzertes noch einmal bei zwei gemeinsamen Songs gefragt. Ganz im Sinne „Singen verbindet“ schmetterten wir zusammen unserem Publikum „Hymn of Axiom“ entgegen und entließen das Publikum mit einem Lächeln auf dem Gesicht in die Frankfurter Nacht.

Und dann: Party!!! Mit absolutem Spannungsabfall war die Zeit für Longdrinks, Ausgelassenheit und Tanzen, Tanzen, Tanzen angebrochen. Irgendwann lagen wir dann aber wohlbehalten in unseren Betten am Main, selig lächelnd und summend. Was für ein Erlebnis!

Erstmalig stand der Sonntag nicht im Namen von weiteren Proben, sondern wir konnten ganz entspannt mit unseren Gastgebern diversen Aktivitäten wie Besteigung des Main-Towers, Stadtführung oder einfach Seele baumeln lassen, nachgehen. Bei bestem Wetter bummelten wir am Main entlang, bestaunten die Kirschblüten, genossen das ein oder andere Heißgetränk und kamen dann nochmal alle zusammen zum Mittagessen. Die O-Töne ließen uns Frankfurt nicht verlassen, ohne einen richtigen Ebbelwoi und grüne Soße probiert zu haben. 

Bäuche voll leckerer grüner Soße mit allerlei Beilagen mit gutem Apfelwein gemischt, war es an der Zeit den Rückweg in unser heiß geliebtes Leipzig anzutreten. Mit den letzten Kraftreserven kamen wir wieder am Bahnsteig des Frankfurter Hauptbahnhofes an und bestiegen deutlich müder als am Freitag den ICE in die Heimat. Das bekannte Klassenfahrt-Phänomen der verschlafenden Rückfahrt stellte sich dann doch nicht richtig ein. So viel hatten wir uns zu erzählen, auszuwerten und tatsächlich noch zu singen. Unsere Stimmen waren scheinbar nicht müde genug, so richtig leise wurde es nicht in unserem Wagen. Danke Deutsche Bahn und alle Mitreisenden für das Verständnis.

Pünktlich fuhr der Zug in Leipzig ein und unsere erste Konzertreise kam langsam aber sicher zu einem Ende.

Doch wir lassen nicht lange darauf warten, wir haben für diese Saison noch einiges vor und arbeiten jetzt vor allem auf unser Highlight im September hin: am 23.09. kommen die Ö-Töne zu uns und wir werden gemeinsam das Leipziger Publikum vom schönsten Hobby der Welt überzeugen: Singen.

Also: Stay tuned!

Text: Conny Donath, Jakob Freese; Fotos: Marie-Luise Wittwar

Frankfurt, wir kommen – mit der (geförderten) Bahn!

Wir freuen uns riesig, dass unsere Idee eines städtepartnerschaftlichen, musikalischen Austauschs zwischen Chören auf so positive Resonanz stößt.

Nun ereilte uns kurz vor Weihnachten noch eine frohe Botschaft von Torsten Tannenberg, Geschäftsführer des Sächsischen Musikrat e. V., dazu: Die Fahrtkosten zu diesem Projekt werden durch den Sächsischen Musikrat gefördert und mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

Wir sind sehr dankbar für die Erstattung des Großteils unserer Fahrtkosten. Somit kommen wir am 18. März 2023 entspannt und zügig zu unserem gemeinsamen Konzert mit dem Frankfurter Jazzchor O-Töne in der Frankfurter Brotfabrik.